Konzept
Mit dem Projekt Kinderstadt Segeberg wird für fünf Tage auf dem Jugendzeltplatz Wittenborn eine Modellstadt geschaffen, die von jungen Leuten im Alter von 9-13 Jahren bewohnt und „selbstverwaltet“ wird. Die Kinder und Jugendlichen haben in ihrer Stadt die Möglichkeit, viele Dinge, die in ihrem zukünftigen Leben eine Rolle spielen werden, auf spielerische Art und Weise kennenzulernen – von der Berufswahl und die Berufstätigkeit über das gesellschaftliche Zusammenleben mit Menschen anderer sozialer Gruppen und Kulturkreise bis hin zum Engagement in kommunalen Selbstverwaltungen. Sie leben im Projektzeitraum gemeinsam in ihrer (Zelt-)Stadt, gehen verschiedenen Berufen nach, verdienen ihr eigenes Geld, geben es in Einrichtungen ihrer Stadt wieder aus, zahlen „Steuern“, wählen ihre eigene Regierung und arbeiten in bzw. nutzen verschiedene kulturelle und soziale Projekte.
Wir verfolgen mit unserem Projekt im Wesentlichen die folgenden Ziele:
Ein erstes Kennenlernen der Arbeits- und Berufswelt
In der Kinderstadt Segeberg haben die Teilnehmer die Möglichkeit, sich unter simulierten Bedingungen zweimal am Tag beim Arbeitsamt um einen Job zu bewerben und dann mehrere Stunden lang diese verschiedenen Berufe auszuprobieren. Dort können sie in einer spielerischen Art und Weise herauszufinden, ob diese Berufe mit ihren Fähigkeiten, Vorstellungen und Interessen übereinstimmen und so z.B. die ersten Weichen in Richtung eines Schülerpraktikums oder eines Ausbildungsplatzes zu stellen.
Erleben, wie ein Gemeinwesen organisiert ist
In der Kinderstadt wird ein Stadtparlament und ein Bürgermeister gewählt, das dann über verschiedene Dinge des Zusammenlebens zu entscheiden hat. So kann Partizipation für die Jugendlichen erlebbar gemacht und eine spätere Mitarbeit z.B. in Jugendstadtvertretungen befördert werden.
Alle Teilnehmer müssen von ihrem „Arbeitslohn“ einen Anteil an Steuern abgeben, über dessen Höhe und Verwendung das Stadtparlament zu entscheiden hat. Ebenso wird es neben einer Bank auch ein Finanzamt und ein Arbeitsamt geben, um zum einen die Kinder und Jugendlichen in ihre Arbeitsstellen zu vermitteln und um neben den arbeitsweltlichen Realitäten auch die Zusammenhänge mit der Finanzwirtschaft erleb- und begreifbar zu machen.
Stärkung des sozialen Zusammenhaltes / Integration und Migration
Die Modellstadt richtet sich an Kinder und Jugendliche aller sozialen und kulturellen Gruppen. Diese Teilnehmer, die im alltäglichen Leben oft nur wenige Berührungspunkte haben, leben in ihrer Stadt in einer heterogenen Gemeinschaft, verbringen gemeinsam ihre Freizeit und arbeiten zusammen. Dabei lernen sie die Lebensweise und die Anschauungen ihrer „Mit-Bürger“ kennen und respektieren.
Idealerweise bietet das Projekt auch die Möglichkeit Kinder mit Migrationshintergrund oder körperlichen Einschränkungen teilnehmen zu lassen und so die Integration und Migration im Kreis Segeberg zu stärken und weiter zu entwickeln.
Stärkung des ehrenamtlichen Engagement von Jugendlichen und Erwachsenen
Für die Durchführung des Projektes werden ehrenamtliche Jugendliche und junge Erwachsene, die als Teamer das Projekt begleiten, eingebunden. Sie unterstützen und vervollständigen das Projekt, bei dem sie neben viel Anerkennung auch viel Spass erleben und Erfahrungen für ihr weiteres Leben sammeln können. Am Gesamtprojekt werden Jugendliche und Erwachsene aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen beteiligt. Neben der Jugendfeuerwehr bieten sich z.B. auch das Jugendrotkreuz oder andere im Kreisjugendring organisierte Verbände an. Darüber hinaus werden Handels- und Handwerksbetriebe sowie Privatpersonen bei der Durchführung der Kinderstadt eingebunden. Das Projekt bietet so auch eine Gelegenheit der Begegnung von verschiedenen ehrenamtlich engagierten Personen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Gleichzeitig erleben die Kinder und Jugendlichen an diesem Beispiel, wie ehrenamtliches Engagement nicht nur die kommunale Gemeinschaft, sondern auch das eigene Leben bereichern kann.
Förderung des Politikverständnisses
Wahlstatistiken bei fast allen Wahlen zeigen, dass die Gruppe der 18-25jährigen regelmäßig die niedrigste Wahlbeteiligung aller Altersgruppen aufweist. Eine mögliche Ursache dieser vermeintlichen „Politikverdrossenheit“ ist die fehlende Kenntnis über die Struktur und Aufgaben politischer Organe und Gremien. In der Kinderstadt lernen die Teilnehmer aus eigener Erfahrung, wie die Verwaltung auf kommunaler Ebene arbeitet, welche Aufgaben durch welches Gremium wahrgenommen werden, wie diese Gremien gebildet werden und wie sie – entweder durch aktive Mitarbeit in den kommunalen Organen oder durch Beteiligung an den Wahlen – das Leben und die Zukunft in ihrer Stadt beeinflussen können.